Publikations-Nummer:   165/1999-BIA
Autor:   Wegener, A.; Hockwin, O.; Müller-Breitenkamp, U.; Siekmann, H.
Titel:   Experimentelle Beiträge zum Verständnis der Wirkung ultravioletter Strahlung am Auge
Quelle:   31. Jahrestagung des Fachverbandes für Strahlenschutz, 27.09.-01.10.1999, Köln - Vortrag. Tagungsband I: Nichtionisierende Strahlung, S. 157-162, 17 Lit. Hrsg.: Krause, N.; Fischer, M.; Steimel, H.-P. TÜV Verlag, Köln 1999 (Sprache:D)
Kurzfassung
Klinische und experimentelle Untersuchungen zeigen recht unterschiedliche Reaktionsmuster der Augenlinse auf die verschiedenen Wellenlängenbereiche der UV-Strahlung, denen bisher keine Schwellendosis für UV-A und UV-B zugeordnet werden konnte. Während beim Menschen die UV-assoziierte Katarakt-Morphologie sehr variabel und mit einer parallelen Gelbfärbung der Linse verbunden ist, stellt sich bei Tieren eine recht einheitliche Katarakt-Morphologie ohne Verfärbung dar. Untersuchungen an Nagern haben gesicherte Daten erbracht, die Schäden von UV-Strahlung (UV-A, 320-400 nm; UV-B, 280-319 nm) in Hornhaut und Linse des Auges aufzeigen. In der Hornhaut führt UV-B (0,2 J/cm², 3 x wöchentlich) zu aktuellen Schwellungen, die bei wiederholtem Schaden zu einer Gefässeinsprossung in das Stroma mit anschließendem Transparenzverlust führen. UV-A (1 J/cm², 3 x wöchentlich) zeigt hier keine Wirkung. In der Augenlinse entfalten UV-A und UV-B bevorzugt im Bereich des Epithels ein typisches Wirkungsprofil: UV-A hat sich als unterschwelliger Schadensfaktor herausgestellt, wohingegen UV-B im Bereich des Linsenepithels zu charakteristischer Proliferation führt. Sichtbar werden diese Veränderungen als Katarakt am vorderen Linsenpol. Erst sehr spät kommt es zu Katarakten in der Linsenrinde und auf der Linsenrückfläche. Diese morphologischen Veränderungen werden begleitet von einer vorübergehenden Verschiebung im Redoxpotential der Linse. Für UV-A und B konnte gezeigt werden, dass sie bei Kombination mit anderen Noxen deren Wirkung potenzieren können oder selber von diesen über die Effektschwelle gehoben werden (UV-A). Je nachdem, ob es sich um einen überschwelligen und eine oder mehrere unterschwellige Noxen (Cokataraktgenese) oder aber um mehrere unterschwellige Noxen (Synkataraktgenese) handelt, kommt es bei deren Zusammentreffen zu verschiedenen, spezifischen Kataraktformen. Co- und synkataraktogene Effekte wurden gefunden in Kombination mit Diabetes, Mangel an Zn oder Vitamin E, aber auch bei einer Prädisposition für angeborene Katarakte. Weiterhin können UV-Medikamenten-Kombinationen zu verstärkter Eintrübung der Linse führen. Die unterschiedlichen Reaktionsweisen der Linse bei verschiedenen Risiko-Kombinationen verdeutlichen, dass sich unter dem klinischen Sammelbegriff "Cataracta Senilis" eine Fülle von individuellen Risikokombinationen verbergen, die im Einzelfall die Kataraktmorphologie bestimmen.

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